SICHER gehe ich in mein Leben.
Ich bin Olinda, die Leiterin des Hauses der Frau in St. Pölten und schreibe gerne einen Blogbeitrag für Sofias home im Sinne des Schutzes vor Gewalt.
Vielleicht gibt es Leser:innen unter euch, die sich bereits von dem Gastbeitrag von Anna Sonnleitner aus dem Gewaltschutzzentrum in St. Pölten angesprochen fühlten oder sogar Gewalt im eigenen Leben schon mal erfahren haben.
Das ist der erste Schritt, mal ein bisschen reinspüren.
Wer will das schon zugeben in einer nach außen immer so perfekten und positiven Welt, die uns oft genug vorgegaukelt wird?
Doch mindestens jede 5. Frau, nach aktuellen Statistiken und mit dem Auftreten neuer Formen wie digitaler Gewalt, ist bereits jede 4. Frau weltweit betroffen.
Also wenn nicht ich, dann ziemlich sicher eine meiner Freundinnen oder Frauen aus meiner Verwandtschaft oder Bekanntschaft.
…. und sexuelle Übergriffe und Belästigungen kennt eigentlich fast jede von uns, ganz zu schweigen von Abwertungen, Beschimpfungen oder das „Lächerlichmachen“ von Frauen in der Öffentlichkeit.
SICHER gehe ich in mein Leben! haben wir ganz bewusst als Slogan für das Haus der Frau St. Pölten gewählt, mit Blick auf diesen ersten Schritt, der so schwer ist.
Wem vertraue ich mich an, wer nimmt mich ernst? Wo werde ich gehört, meine Beschreibungen nicht verharmlost? Werden meine physischen und psychischen Verletzungen wahrgenommen oder wird alles angezweifelt, weil ich nicht gut koche, sexy angezogen bin und in den Augen anderer meine Kinder nicht erziehen kann.
Das ist victim blaming und es passiert vielen Frauen.
So kommen Gewalttäter immer wieder gut davon, rechtfertigen ihre Verbrechen, indem sie die Schuld den Frauen zuschieben.
Umso wichtiger ist das Wissen um die Möglichkeitsräume, die wir haben – um wieder auf Anna Bezug zu nehmen.
Wir Frauen können uns selbst ermächtigen und gegenseitig stärken, wenn wir das Wissen um Angebote und Einrichtungen – wie Frauenberatungsstellen, Gewaltschutzzentren und Frauenhäuser teilen.
Wenn es uns gelingt, einander nicht zu beurteilen, oder gar zu verurteilen – das machen Männer sowieso oft genug – sondern wertfrei und unterstützend für andere Frauen da zu sein, dann sind wir gemeinsam auf dem Weg in eine gleichberechtigte und gleichwertige Gesellschaft, für die zu kämpfen viele Frauen bereits schon vor Jahrhunderten begonnen haben und die leider noch immer alles andere als real ist.
Es ist so wichtig, dass wir uns den Blick nicht vernebeln lassen, denn die Verantwortung für Gewalttaten hat immer der Täter.
Wenn wir uns eine gerechte Welt für Frauen wünschen, in der wir ohne Begrenzungen durch Andere ein gewaltfreies Leben für uns und unsere Kinder erreichen, dann gelingt uns das nur gemeinsam.
Aber gemeinsam gelingt es uns bestimmt!
Ich bin Olinda ich leite das Haus der Frau St. Pölten seit 2018 und bin glücklich mit einem wunderbaren Team aus hochengagierten Expertinnen zu arbeiten, die gewaltbetroffene Frauen auf dem Weg in ein sicheres Leben begleiten.
Wir wollen miteinander bewegen, Bewusstsein fördern, dass irgendwann ein Leben für viele Menschen fair und gewaltfrei möglich ist.
Wie ist der Zugang zu einem Frauenhaus?
Wenn ihr Fragen habt wie z.B. Ist das nun schon Gewalt? Ruft einfach an, schreibt ein Mail und lasst Euch beraten. Für Frauen in Krisensituationen findet sich immer Platz – schaut auf unsere Website www.hdfp.at – hier beantworten wir ganz viele Fragen ganz allgemein zu Gewalt genauso wie Fragen, die sich bei einem Einzug ins Frauenhaus stellen. In einem persönlichen Erstgespräch kann frau klären, ob der Einzug ins Frauenhaus die richtige Entscheidung ist. Bei unmittelbarer Bedrohung solltet ihr jedoch unbedingt die Polizei rufen.
Wo bekommt man Auskunft über Frauenhäuser in der Region?
In NÖ gibt es auch Frauenhäuser in Amstetten, Mistelbach, Mödling, Neunkirchen und Wr. Neustadt, die wie das Haus der Frau St. Pölten auf der Website des Landes NÖ zu finden sind.
Kann ich ein Frauenhaus auch unterstützen?
Wir freuen uns über GELDSPENDEN – sie sind besonders hilfreich, da wir diese passgenau einsetzen können. Die Kontonummer vom Haus der Frau St. Pölten lautet auf AT61 3258 5000 0009 5000.
Auch über SACHSPENDEN wie Kleidung, Spielzeug, Bücher, Geschirr, Bettwäsche freuen wir uns doch BITTE klärt den Bedarf vorab telefonisch.
Leben in einem Frauenhaus auch Kinder?
Oft leben mehr Kinder als Frauen im Frauenhaus, nachdem sie gemeinsam mit ihren Müttern geflüchtet sind. Mitbetroffen von Gewalt sind Kinder immer, auch wenn sie selbst nicht misshandelt wurden.
Danke, dass ich einen Gastkommentar schreiben durfte – ist mir eine große Freude!
Olinda